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Medienschau Januar 2024

Medienschau Januar 2024

Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des vergangenen Monats. (Bild gme)

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09. Februar 2024 / Medien
Palliative Pflege soll im Kanton St. Gallen auf eine neue gesetzliche Grundlage gestellt werden. Im Kanton Solothurn streiten sich Gemeinden und Kanton, wer für das Hospiz zuständig ist. Und das Hospiz Talkessel Schwyz konnte am 1. Januar den regulären Betrieb aufnehmen. Diese und weitere Nachrichten in unserer Medienschau vom Januar 2024.

Die St. Galler Regierung will eine neue gesetzliche Grundlage für Bereitstellung und Finanzierung spezialisierter Langzeitpflege schaffen. Betagten- und Pflegeheime sind vermehrt mit komplexen Pflegefällen konfrontiert, die unter die spezialisierte Langzeitpflege fallen. Diese umfasst Gerontopsychiatrie, Schwerst- und komplexe Pflege sowie palliative Pflege. Im Kanton St. Gallen bestehen derzeit Angebots- und Finanzierungslücken für diese spezialisierten Dienste, wie es in einer Mitteilung der Staatskanzlei des Kantons heisst. Diese Lücken wolle die St. Galler Regierung mit dem vorliegenden VII. Nachtrag zum Sozialhilfegesetz schliessen. Insgesamt belaufen sich die Mehrkosten zulasten des Kantons für die zukünftige Spezialpflege auf jährlich rund 3,3 Millionen Franken. Die vorberatende Kommission des Kantonsrates hat die Vorlage beraten und begrüsst die vorgeschlagene Regelung. Die Kommission beantragt dem Kantonsrat, zusätzlich auch Pflegeeinrichtungen mit Plätzen für spezialisierte Demenzbetreuung zu fördern. Der Kantonsrat berät die Vorlage in der kommenden Frühjahrssession.

«Die Spezialpflege soll ausgebaut werden». Linth-Zeitung. 4.1.2024
«Nun ist ein veritabler Streit entfacht worden»

Vor bald zwei Jahren hat das erste und einzige Sterbehospiz im Kanton Solothurn seinen Betrieb aufgenommen. Die langfristige Finanzierung war von Beginn weg nicht gesichert. Nun ist ein veritabler Streit entfacht worden, wer das Sterbehospiz in Derendingen finanzieren muss: Kanton und Gemeinden sehen jeweils den anderen in der Pflicht. Bezahlt werden die Plätze im Moment analog zu den Plätzen in Altersheimen: Einen gedeckelten Teil übernimmt die Patientin oder der Patient, einen gedeckelten Teil übernehmen die Krankenkassen und die Restkosten übernehmen die Gemeinden analog zu den Heimen. Das Problem ist nur: Ein Platz im Sterbehospiz ist deutlich teurer als einer im Altersheim, brauchen doch die oftmals schwerkranken Menschen auf ihrem Lebensabschnitt eine deutlich engmaschigere Betreuung.

Für den Kanton ist klar: Das Hospiz ist wie ein Altersheim der Langzeitpflege zuzuordnen. Und da die Langzeitpflege ein kommunales Leistungsfeld ist, seien die Gemeinden für die Restkosten zuständig. Diese sehen es freilich anders. «Die Aussage des Regierungsrats entspricht nicht der Wahrheit», schreibt der Verband der Solothurner Einwohnergemeinden. Gesetzlich sei nicht geregelt, wie genau ein Hospiz zu finanzieren sei. Für die Gemeinden ist das Hospiz nicht der Langzeit-, sondern der Akut- und Übergangspflege zuzuordnen - also zum Beispiel wie die Palliativabteilung der Solothurner Spitäler AG zu behandeln. Der springende Punkt: Dann müsste der Kanton zahlen. Inzwischen hat dieser die Taxen erhöht, kostendeckend sind sie aber bei weitem nicht. Und so wird der Streit wohl noch eine Weile weitergehen.

«Die Sache ist noch nicht gegessen». Solothurner Zeitung. 29.1.12024

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Die Freude ist gross in Ibach: Das Hospiz Talkessel Schwyz mit seinen drei Zimmern konnte per 1. Januar in den regulären Betrieb überführt werden. Im Jahr 2018 wurde das Pilotprojekt im Alterszentrum Rubiswil gestartet. Es bietet ein wichtiges Angebot für schwerstkranke Patientinnen und Patienten ab 16 Jahren, welche nicht mehr zu Hause gepflegt und betreut werden können, sowie ihre Angehörigen. Die Finanzierung des Hospiz-Angebotes ist nicht kostendeckend über die Pflegefinanzierung gesichert. Bislang halfen Spenden, einen Teil der überschüssigen Kosten zu tragen. Damit das Projekt in den regulären Betrieb überführt werden konnte, brauchte es die Solidarität von mitfinanzierenden Gemeinden. Sechs Partnergemeinden haben die Leistungsvereinbarung mit dem Alterszentrum Rubiswil und der Gemeinde Schwyz unterzeichnet.

«Hospiz konnte in regulären Betrieb überführt werden». bote.ch. 25.1.2024
«Regierungsrätliches Lob für die Spitex»

Bereits zum 19. Mal wurde der «Seetal Award» vergeben. Diesmal geht die Auszeichnung an die Spitex Hochdorf und Umgebung, dies für ihren Einsatz für die Gesundheit der Seetaler Bevölkerung und ihre Arbeit im Bereich Palliative Care. Seit Anfang 2023 besteht im Kanton Luzern das Angebot «Palliativ Plus», und dabei übernimmt die Hochdorfer Spitex die Dienstleistung in den Regionen Seetal, Rottal und Sempachersee. Regierungsrätin Michaela Tschuor, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartementes des Kantons Luzern, würdigte in ihrer Laudatio die Tätigkeit des Vereins Spitex Hochdorf: «Wer mit knapp 100 Mitarbeitenden dafür sorgt, dass die Seetaler Bevölkerung, die es benötigt, an 365 Tagen im Jahr und während 24 Stunden am Tag zu Hause gepflegt wird, ist spitze.» Was den Spitex-Verein Hochdorf und Umgebung besonders auszeichne und ihn Preise wie den Seetal Award gewinnen lasse, sei seine Bereitschaft, Neues zu wagen und umzusetzen, sagte Michaela Tschuor weiter. Ein immer wichtigerer Tätigkeitsbereich der Spitex sei die Palliative Care, die in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen habe.

«Regierungsrätliches Lob für die Spitex». Seetaler Bote. 18.1.2024

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Wie der Alltag in einem Hospiz aussieht, zeigte im Januar eine dreiteilige Serie auf TeleZ. Sie gab einen Einblick in die Arbeit der Einrichtung, die weit über medizinische Versorgung hinausreicht, und zeigte, wie das Lighthouse nicht nur physische, sondern auch emotionale und spirituelle Unterstützung bietet, um den Menschen in ihrer schwersten Lebensphase beizustehen. Die Mitarbeitenden setzen sich engagiert dafür ein, dass die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen respektiert werden. Sie schaffen eine Umgebung, in der die Betroffenen die Kontrolle über ihre Entscheidungen behalten können und in Frieden mit sich selbst und ihren Liebsten Abschied nehmen können. In den Beiträgen erfährt man die Geschichten der Menschen, die hier Trost und Unterstützung finden.

Serie Zürcher Lighthouse. TeleZ. Ab 1.1.2024
«Einen tiefen Einblick in existenzielle Entscheidungen»

Wenn ein Fötus schwere Schäden aufweist, wird meist eine Abtreibung empfohlen. Doch es gibt eine Alternative: Palliative Geburt. Zwei Paare erzählen ihre Geschichte in einer ausführlichen und eindrücklichen Reportage im Magazin «Republik». Nur sehr wenige Paare entscheiden sich dafür, ihr Kind auszutragen, wenn es während oder kurz nach der Geburt sterben könnte. Die meisten erfahren gar nicht von dieser Möglichkeit. Nach einer schwerwiegenden Pränataldiagnose schlagen Ärzte den Eltern oft nur vor, die Schwangerschaft vorzeitig zu beenden. Dabei deuten Erfahrungen aus anderen Ländern darauf hin, dass eine sogenannte «palliative Geburt» weniger traumatisierend ist für die Eltern als ein Abbruch, weil sie ihr Kind noch kennenlernen und sich von ihm verabschieden können. Die Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK) empfiehlt daher, das Konzept der «palliativen Geburt» an allen Zentrumskliniken der Schweiz anzubieten. Noch ist das nicht der Fall.

Für die Reportage besucht die Journalistin das «Pädiatrische-Palliative-Care-Team» am Inselspital in Bern. Dieses gibt es seit 2018, und es hat im vergangenen Jahr zwei Familien dabei unterstützt, ihr Kind trotz einer schwerwiegenden Diagnose zur Welt zu bringen und nach der Geburt auf intensivmedizinische Massnahmen zu verzichten: diese zwei Elternpaare erzählen von ihren Erfahrungen, die so schwer wie bereichernd waren, und geben einen tiefen Einblick in existenzielle Entscheidungen und ungeahnt starke Gefühle.

«Solange das Herz schlägt». Republik. 27.1.2024

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Der 64-jährige Alex Wortman kümmert sich als Freiwilliger von Pro Pallium seit eineinhalb Jahren um den kleinen Eric. Der Bub ist schwer krank. Eric, ein Einzelkind, ist zwar erst knapp zweieinhalb Jahre alt, hat aber schon viel durchgemacht: Er kam mit einer Fehlbildung der Speiseröhre auf die Welt und wurde schon mehr als 25-mal operiert. Wie oft, das habe sie schlicht aufgehört zu zählen, sagt die 40-jährige Mutter im Gespräch mit der Zeitung «Glattaler». Sie erinnert sich an die anstrengenden Anfangszeiten: «Es war sehr belastend. Eric und ich mussten so viel Zeit im Krankenhaus verbringen, dass ich meinen Job in der IT im Bankenbereich aufgeben musste.» Ihr Mann ist zu 100 Prozent berufstätig und konnte sie nur begrenzt entlasten. Die macht nun einmal die Woche Alex Wortman. «Ich werde bald in Rente gehen und habe mich im Internet informiert, wie ich mich sinnvoll engagieren kann. So bin ich auf Pro Pallium gestossen.» An seine erste Begegnung mit Eric erinnert sich Alex Wortman noch gut: Vor anderthalb Jahren traf er den damals einjährigen Jungen und durfte ihn im Kinderwagen spazieren fahren. «Die Chemie hat sofort gestimmt; Eric war und ist ein aufgeweckter und glücklicher Knabe.» Der Freiwillige geniesst die Zeit mit Eric und beobachtet gerne dessen Entwicklung. «Man merkt, dass er bald zu sprechen anfängt», sagt er. Die Tatsache, dass auch das Wechseln der Windeln und Trotzphasen dazugehören, nimmt er gelassen: «Wie man Windeln wechselt, weiss ich noch aus der Zeit, als meine eigenen Kinder klein waren. Und in Trotzmomenten muss ich Eric nicht erziehen, sondern kann einfach Zeit mit ihm verbringen.»

«Ich schenke einem kranken Kind Zeit». Glattaler. 19.1.2024

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Eine Wohngemeinschaft ist nicht nur etwas für Studentinnen und Studenten. In Wetzikon plant der Verein Viva Robenhausen eine Alters-WG. Bereits im Sommer soll die begleitete Alters-Wohngemeinschaft mit vier Plätzen ihre Türen öffnen. Die 5 1/2-Zimmer-Wohnung ist ebenerdig und rollstuhlgängig. Ergänzend wird ein Generationentreffpunkt gebaut. Die inzwischen pensionierte Hausärztin Claudia Landerer, die seit 1982 im Wetziker Ortsteil Robenhausen wohnt, hat den baufälligen Hausteil vor knapp vier Jahren gekauft. Sie wollte darin aber nicht einfach eine normale Mietwohnung bauen und hatte die Idee einer Alters-WG. «Damit möchte ich etwas gegen die Vereinsamung im Alter tun und einen Mehrwert für die ältere Bevölkerung bieten», sagt sie. Sie trägt die finanzielle Last der Umbaukosten. Für die Alters-WG zuständig ist der Verein Viva Robenhausen, der 2022 gegründet wurde. Landerer ist dort Co-Präsidentin im fünfköpfigen Vorstand. In die WG von Viva Robenhausen dürfen Menschen ab dem AHV-Alter einziehen, nach oben gibt es keine Limite. Solange die ambulante Pflege zu Hause möglich ist, sollen die Bewohnerinnen und Bewohner bleiben dürfen. Auch palliative Pflege und Betreuung vor Ort soll möglich sein. Der Verein Viva Robenhausen will die WG nicht einfach sich selbst überlassen. Das Ziel ist es, eine «Gastgeberperson» anzustellen. Und die Zukunft sieht durchaus positiv aus: Die Stadt Wetzikon hat mit dem Verein eine Leistungsvereinbarung für die nächsten vier Jahre abgeschlossen. Denn im Rahmen der Altersstrategie 2035 will die Stadt ein breites Angebot an altersfreundlichen Wohnformen fördern.

«Das bietet die neue Alters-WG in Robenhausen». Zürcher Oberländer. 18.1.2024

«Das Fest seines Lebens sollte es werden»

Urnenbeisetzung, Gottesdienst und dann Leidmahl? Das ist der traditionelle Ablauf einer Beerdigung. Doch heute kann das letzte Fest des Lebens auch im eigenen Garten stattfinden, im Motorradclub oder an einem stillen Waldsee. Die «Death-Positive-Bewegung» setzt sich dafür ein, dem eigenen Ende mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn wer zu Lebzeiten kein Kind von Traurigkeit war, der soll es nach dem Tod auch nicht sein. Michele Magurano ist ein Beispiel für die Death-Positive-Bewegung. Als sich abzuzeichnen begann, dass der Endfünfziger an Lungenkrebs sterben würde, begann er, seine Beerdigung zu planen. Das Fest seines Lebens sollte es werden – auch wenn er selbst daran nicht mehr würde teilnehmen können. Magurano, ein begeisterungsfähiger Mann, der sich in viele Amouren gestürzt hatte, leidenschaftlich bei der SP politisierte und seinen Beruf als Fotograf liebte, wollte abtreten, wie er gelebt hatte: intensiv und voller Energie. Als er gestorben war, strömten Hunderte von Freundinnen und Freunde, Angehörige, Ex-Geliebte, Auftraggeberinnen und Lebenskumpane in seinen Lieblingsclub, den er für den grossen Tag gemietet hatte. Es gab Musik von Paolo Conte und ergreifende Reden, die das Publikum zum Weinen brachten. Danach zog es alle an die Bar, wo Maguranos Freunde, von denen sich manche seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatten, Wiedervereinigung feierten und in Erinnerungen an ihren verstorbenen Gefährten schwelgten. Später legte auch noch ein DJ auf. Es war ein herrlicher Abend – ganz nach dem Geschmack des Gastgebers.

Den Trend zu neuen Formen von Zeremonien und Feiern hat unter anderem die kalifornische Bestatterin Caitlin Doughty vorangetrieben. In ihrer Youtube-Serie «Ask a mortician» (Frage eine Bestatterin) beantwortet die heute 39-Jährige mit viel Showtalent und sargschwarzem Humor allerlei Fragen zu ihrer Profession. Wie sorgt man dafür, dass ein Leichnam den Mund geschlossen hält? Was geschieht mit Brustimplantaten während der Kremation? Manche ihrer Videos erreichen fast zehn Millionen Klicks, was die telegene Bestatterin zu einer Art Superstar der Branche gemacht hat. Doughtys Ziel ist es, das Verhältnis der Gesellschaft zum Tod zu entkrampfen und einen entspannteren Umgang mit der eigenen Endlichkeit zu finden. Denn wer sich mit dem Sterben auseinandersetze, so der Grundsatz der Death-Positive-Bewegung, der könne auch zu einem erfüllteren Leben finden.

«Das letzte Fest». Zeitlupe. 01.01.2024