Wer schwer krank ist, soll seine Behandlung mitbestimmen und seine Werte und Wünsche darin einfliessen lassen können. Die vorausschauende Behandlungsplanung, englisch Advance Care Planning (ACP) genannt, ist ein Werkzeug für Patientinnen und Patienten, mit dem sie die Erwartungen, welche sie an ihre Behandlung haben, eindeutig und verständlich formulieren können. Gut informiert und aufgeklärt über die jeweiligen Chancen formulieren sie schliesslich
Patientenverfügung «plus», eine Art erweiterte Patientenverfügung. Neben dem Behandlungsteam, das nun Leitplanken folgen kann, ist diese auch den Angehörigen bekannt. Sie können so den mutmasslichen Willen der betroffenen Person vertreten, falls diese urteilsunfähig wird.
Die zwei häufigsten Wünsche am Lebensende sind: nicht leiden zu müssen und die terminale Lebenszeit zu Hause verbringen zu können – bis zuletzt. Diese Wünsche gehen jedoch selten in Erfüllung: Viele Menschen werden am Lebensende noch in ein Akutspital eingewiesen, meistens mit der Ambulanz über die Notfallstation, und sterben dann im Spital.
Sehr oft sind Notfallsituationen aber vorhersehbar und können auch zu Hause oder im Heim behandelt werden. Dazu müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen ist ein vorausschauendes Gespräch mit dem Patienten oder der Patientin und den Angehörigen über das gewünschte Behandlungsziel erforderlich, zum anderen das strukturierte, schriftliche Festhalten der zu erwartenden Notfallsituationen mit Handlungsanleitungen für Patientinnen und Patienten, Angehörige und Pflegende. Auch muss sichergestellt sein, dass die im Plan genannten Medikamente und Materialien vor Ort verfügbar sind.
Vorausplanen hilft Betroffenen
Diese Voraussetzungen wollen wir für palliativ erkrankte Menschen schaffen. Die Patienten und Patientinnen sollen in einem aufsuchenden, strukturierten Advance-Care-Planning-Gespräch im Spital oder zuhause dazu befähigt werden, selbst zu bestimmen, wie und wo sie in einer Notfallsituation behandelt werden möchten. Ihre Behandlungswünsche sollen in einer Patientenverfügung «plus» dokumentiert und dadurch ungewollte Spitaleinweisungen vermieden werden.
Dazu wurde eine spezielle, internetbasierte Applikation entwickelt. Die «ACP-NOPA-Applikation» soll Hausärzte und -ärztinnen und die Spitex darin unterstützen, ausgehend von den Behandlungszielen einen individualisierten Notfallplan für die Palliativpatienten zu erstellen, der in einer Notfallbox mit den Medikamenten bei der Patientin aufbewahrt wird. Die Angehörigen erhalten dadurch mehr Sicherheit in der Betreuung. Gleichzeitig kann so die interprofessionelle und interinstitutionelle Zusammenarbeit gefördert werden, dies besonders an den Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.