In «Schwer erreichbar» berichten Fachpersonen, Wissenschaftler und Experten über ihre Erfahrungen und Forschungen im Bereich der Sozialen Teilhabe, also der Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft. Gleichzeitig kommen jene Menschen zu Wort, die zu den besonders verletzlichen Gruppen unserer Gesellschaft gehören oder tagtäglich mit ihnen arbeiten und leben. Sie erzählen ihre ganz persönliche Geschichte. Entstanden ist ein Buch, das an zahlreichen Beispielen aufzeigt, wie wir diese Menschen unterstützen können – gerade auch in der Palliative Care.
In vielerlei Hinsicht schwer erreichbar
Der Zugang zu Menschen am Lebensende kann auf körperlicher, psychischer, sozialer und spiritueller Ebene erschwert sein. Sie sind oft schwach und leiden unter Schmerzen, was sie und ihre Kontaktmöglichkeiten einschränkt. Viele distanzieren sich nach und nach von der Welt draussen und ziehen sich in ihre «Sterbewelt» zurück. Andere wiederum, die palliative Unterstützung benötigen würden, nehmen diese gar nicht an. Zu gross ist die Furcht vor Autonomieverlust, zu schwerwiegend der Schritt, Hilfe von aussen anzunehmen. Auch Angehörige von Schwerstkranken ziehen sich vom sozialen Leben zurück. Nicht selten sind jene, die an der Seite eines unheilbar Kranken stehen, verzweifelter und einsamer als die Direktbetroffenen – und somit für Fachpersonen und Carers ebenfalls schwer erreichbar. Und dann gibt es noch die besonders herausfordernden Fälle von sozialer Isolation, so zum Beispiel bei der hospizlich-palliative Begleitung im Strafvollzug. Oder die Betreuung von Menschen mit Demenz.
Forschung, Expertisen und Alltag parallel
«Schwer erreichbar» ist ein inhaltlich reichhaltiges Buch, das den einzelnen Themen wie «Menschen am Lebensende», «Menschen mit Demenz» oder «Angehörige und zugehörige Menschen» Raum gibt. Formal ist die Lektüre sehr lebendig geschrieben, methodisch in einem erzählenden Ansatz verfasst. «Wie der Besuch in einem Erzählcafé» soll das Lesen dieses Buches sein, schreiben die Herausgeberinnen in ihrem Vorwort. Den Vorsatz lösen sie ein: Erfahrungen, Situationen und Geschichten aus verschiedenen beruflichen und wissenschaftlichen Feldern werden ebenso miteinander geteilt und reflektiert wie persönliche Ereignisse. Daraus entsteht mit fortschreitender Lektüre ein Bild, was Soziale Teilhabe für besonders verletzliche Personen heisst und wie wir es in (vielleicht auch ganz kleinen) Schritten schaffen, miteinander in Beziehung zu treten. Gerade dann, wenn es besonders schwer ist.
Titel: Schwer erreichbar?
Untertitel: Soziale Teilhabe für besonders verletzliche Menschen
Von Elisabeth Reitinger, Katharina Heimerl, Gert Dressel und Ilona Wenger
ISBN: 978-3-946527-65-7
Herausgeber: Hospiz Verlag
Veröffentlich: 30.9.2024
Anzahl Seiten: 532