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Geschichte eines Abschieds: «Hundert Tage im Frühling»

Geschichte eines Abschieds: «Hundert Tage im Frühling»

"Hundert Tage im Frühling". Geschichte eines Abschieds. Autor: Eric Bergkraut. (zvg)

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29. August 2024
Eric Bergkraut lässt uns in seinem eben erschienenen Buch am Abschied von seiner Frau Ruth Schweikert teilhaben. Es ist ein intimer Einblick in die letzten 100 Tage der bekannten Schweizer Autorin. Eine mutig geschriebene Lektüre, mal berührend zärtlich und oft schmerzlich direkt.
Eine 57-jährige Frau ist schwer krank, sie wird sterben. Ihr Wille zum Leben aber ist ungebrochen. Ihr Ehemann begleitet sie. Die Reise geht über hundert Tage, sie führt in drei Kliniken, zu zahlreichen Ärztinnen und Ärzten und schliesslich mit palliativer Begleitung nach Hause. Die Frau ist die mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin Ruth Schweikert. Sie hat 2019 über ihre Krebserkrankung ein Buch geschrieben, «Tage wie Hunde». Ehemann Eric Bergkraut, Reporter, Regisseur und Produzent, schreibt die Erzählung weiter, in eigenen Worten, in seinem eigenen Stil. «Hundert Tage im Frühling» wird zur Hommage auf seine Partnerin.
«Ich weiss, wie begrenzt unsere Zeit ist. Ich profitiere von jedem Augenblick … Es scheint zu sein, dass wir das Gefühl der Vergänglichkeit benötigen, um ganz zu schätzen, was wir haben.»

Direkt und behutsam zugleich beschreibt er den Weg durch die Krankheit und den Sterbeprozess. Er blendet zurück auf ein gemeinsames Leben mit Höhen und Tiefen, die erste Begegnung steht neben den letzten Berührungen. Er zitiert aus den Schulaufsätzen der kleinen Ruth, die schon in ihrer Kindheit ausserordentlich willensstark war – und wortgewandt dazu. Er erzählt von der besonnenen Familienfrau, mit der er das Leben teilt, und zeigt die Gegensätzlichkeiten auf zu der abgründigen Kunstwelt, welche diese Frau in ihren Texten schafft. Und Eric Bergkraut lässt uns mit ungeschöntem Blick am Sterben seiner Frau teilhaben, welches die ganze Familie zuhause durchlebt. Die Schmerzen, die Hilflosigkeit, Bedürftigkeit und Verzweiflung. Aber er beschreibt auch die schönen Momente dieser Tage. Die Nähe zueinander – seelisch und körperlich. Die Intensität des Momentes. Und über allem die ständige Konfrontation mit dem nahenden Ende. Wann ist es so weit? Wie sehr leidet sie? Möchte sie noch etwas sagen? Das Zuschauen, wie die Kräfte schwinden, wie «der Prozess weg vom Leben» unausweichlich fortschreitet, ist unendlich schwer. Die Krankheit gibt den Takt an. Und es wird klar: Alle um Ruth herum, Ärzte und Pflegende, Freundinnen und Familie lindern das Leid im besten Fall, aber den Prozess aufhalten, das kann keiner.

«Hundert Tage im Frühling»
Geschichte eines Abschieds
Autor: Eric Bergkraut
ISBN: 978-3-03926-075-1
Limmat Verlag
August 2024


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palliative zh+sh lädt gemeinsam mit dem Limmat-Verlag zu einer Lesung von Eric Bergkraut. Am Donnerstag, 26. September, 19.30 Uhr. Paulus Akademie Zürich. Die Teilnahme ist kostenlos. Anschliessend Apero.



palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner