Sarah Benz und Katrin Trommler sind die Macherinnen des erfolgreichen YouTube-Kanals «Sarggeschichten» mit Kurzfilmen, die erklären, was man alles tun und gestalten kann, wenn der Tod ins Leben tritt. Die beiden deutschen Bloggerinnen auf diversen Sozial-Media-Kanälen sagen: «Der Tod eines nahen Menschen macht uns hilflos und ohnmächtig, aber wenn wir Abschiede selbst gestalten, können wir durch unser Handeln wieder wirksam werden.» Die Fähigkeit mit Verlusten umzugehen, sei wesentlich für unsere eigene Entwicklung. «Lachen und Weinen, Angst haben und mutig sein, sich verzagt fühlen und hoffnungsvoll – all das macht uns Menschen aus und weitet unseren Horizont.»
Selber vom Verlust geprägt
Katrin hat in ihrem Leben viele wichtige Menschen verloren, darunter ihre Eltern, ihren Bruder und ihre Tochter. Sarah ist Bestatterin, Trauerbegleiterin und Notfallseelsorgerin – und auch sie hat, wie wir alle –, nahe Menschen gehen lassen müssen. Im ersten Kapitel «Vorneweg» erzählen die beiden Frauen ihre persönliche Geschichte. Schritt für Schritt geht die Leserin mit durch die Erfahrungen der beiden Freundinnen, welche sich bereits im Alter von 9 Jahren kennengelernt haben und sich als Teenager und junge Erwachsene mit Sterben und Tod beschäftigen mussten. Sie taten das gemeinsam – zum Beispiel nach der erschütternden Diagnose, dass Katrins 23-jähriger Bruder an der gleichen Erbkrankheit litt, wie der kurz zuvor verstorbene Vater. «Wir versuchten, uns mit einer Flasche Rosé zu betrinken, sassen auf dem Teppich und weinten. Noch war uns nicht klar, was uns erwartete, aber wir wussten, es würde mit Ralfs Tod enden.»
Konkret und feinfühlig
Aber was genau passiert, wenn der Tod eintritt? Wie versorge ich einen Verstorbenen? Was kann man bei einer Feuerbestattung selbst machen? Und wie lange dauert Trauer? Sehr konkret und gleichzeitig sehr feinfühlig beantworten die Autorinnen solche Fragen. Es sind Fragen, die wir uns alle stellen, zum Beispiel wenn wir am Totenbett eines nahen Menschen stehen. Wie schliesse ich ihm die Augen? Will ich beim Waschen dabei sein? Und welche Art von Sarg soll ich bestellen? Die Fragen, die bei einem Todesfall auf uns einprasseln sind vielschichtig. Es geht um viel Emotionen, aber auch um vieles, das wir in die Wege leiten müssen - und vielleicht so wenig darüber wissen. Der Zeitpunkt, da die Totenstarre eintritt. Die Frage einer Organspende. Kosten für Bestattungsdienste. Mögliche Bestattungsarten. Die konkreten Anleitungen und Informationen sind hilfreich. Im Moment des Abschieds – oder in der Vorbereitung auf Situationen, in die wir alle kommen können.
Das Buch «Sarggeschichten» liefert wichtige Informationen, zahlreiche Abbildungen und ganz klare Handlungsanweisungen. Die Autorinnen nennen die Dinge beim Namen. Gleichzeitig zeigen Sarah Benz und Katrin Trommler auf sensible Art auf, was alles möglich ist und was alle selbst gestaltet werden kann, wenn ein naher Mensch stirbt und bestattet wird. Eingestreut sind immer wieder persönliche Erlebnisse und Erfahrungen der beiden, welche berühren. Dann wieder spannende Interviews mit Fachpersonen. Und die Rubriken «Wusstet ihr schon?» und «Warum ist das wichtig» schliessen die einzelnen Kapitel ab. Die Mischung stimmt, die Lektüre ist abwechslungsreich, intensiv, nie langweilig und eindrücklich. Spannend. Der vielleicht einzige Mangel für Schweizer Leserinnen und Leser ist, dass sich einige Links und Informationen auf gesetzliche Bestimmungen in Deutschland beziehen. Das ist aber nicht entscheidend, denn die Leserinnen und Leser nehmen auch so sehr viel von dieser reichhaltigen und kurzweiligen Lektüre mit.
Sarggeschichten
Sarah Benz und Katrin Trommler
Erschienen im November 2023
Verlag Mosaik
ISBN 978-3-442-39403-6