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Medienschau Oktober 2023

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des vergangenen Monats. (Bild gme)

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07. November 2023 / Medien
Sprechen wir zu viel über die Kosten im Gesundheitswesen und zu wenig über den Nutzen? Ist das Spital Affoltern auf Kurs? Und ist in Biel der Traum vom Hospiz im Oberen Ried ausgeträumt? Diese und weitere Themen in unserer Medienschau vom Monat Oktober.
«Macht man bei den Alten zu viel des Guten?» So titelt medinside Mitte Oktober und heizt die Diskussion um die hohen Gesundheitskosten weiter an. Das Hauptproblem? «Dass wir zu viel über die Kosten reden – und zu wenig über den Nutzen», wie FMH-Präsidentin Yvonne Gilli kurz davor in einem Interview sagte. Dies gelte insbesondere auch bei sterbenskranken Menschen, schreibt medinside und bezieht sich auf die jüngste Diskussion in der Sendung «Club» von Fernsehen SRF. Dort machte Andreas Weber, Leiter Palliative Care beim GZO Spital Wetzikon, auf diese Problematik aufmerksam (siehe auch unsere Medienschau vom September). «Wir machen ganz viel in den Spitälern, was dem Patienten wenig bringt oder sogar schadet», so Andreas Weber. Es würden Behandlungen angeboten, ohne abzuklären, wo der Patient stehe und ob er überhaupt an lebensverlängernden Massnahmen interessiert sei. Einer der Gründe, weshalb eher zu viel als zu wenig gemacht werde, sieht Palliativmediziner Roland Kunz in der Fragmentierung der Medizin. Für jedes Organ, für jeden Körperteil gebe es Spezialisten, die sich nur gerade für ihre Spezialität interessierten. «Was machbar ist, wird gemacht», so Kunz. Jede sich bietende Möglichkeit werde ausgeschöpft. Man gehe nicht der Frage nach, ob das auch wirklich für den Patienten oder die Patientin von Nutzen sei, oder ob es für ihn bessere Optionen gäbe. «Und die Patienten lassen mit sich geschehen.»

Was tun? «Wir könnten uns beim Aufbereiten von Entscheidungshilfen verbessern», so Andreas Weber im «Club». Man müsste die Optionen nicht nur besser kommunizieren, sondern auch schriftlich verständlich aufbereiten. Und man müsste die Anreize so setzen, dass das Gesundheitspersonal sich bei jedem Patienten, bei jeder Patientin überlegt: Wie kann er oder sie umfassend informiert werden? Welche Behandlungen sind sinnvoll? «Ich glaube tatsächlich, dass wir die hohen Kosten am Lebensende senken können, wenn wir die Patientinnen und Patienten besser informieren», so Weber. Es wäre auch zu deren Wohl.
«Ein Hospiz – oder doch ein Asylzentrum?»

Ist in Biel der Traum Hospiz im Oberen Ried ausgeträumt? Dies fragt das «Bieler Tagblatt». Wie die Zeitung bereits kurz zuvor berichtete, will die Stadt Biel das Gebäude des ehemaligen Altersheims im Oberen Ried als Asylunterkunft nutzen. Der Verein Hospiz Biel-Bienne hatte dort aber andere Pläne – und fühlt sich jetzt vor den Kopf gestossen. Seit zweieinhalb Jahren liebäugelt man damit, das Objekt am Waldrand zu einem Hospiz umbauen zu können. In diesem Jahr habe sich der Plan allmählich konkretisiert, sagt der Präsident des Hospizvereins, Gianclaudio de Luigi. «Wir sind auf einem guten Weg.» Bis heute hat der Verein aber weder eine klare Zusage noch eine Absage seitens der Stadtverwaltung bekommen. Zur Unterstützung des Vereins reichte Stadträtin Anna Tanner (SP) bei der Stadtratssitzung Anfang September eine dringende Interpellation ein, in der sie um Klärung bittet. Eine Aussprache zwischen dem Verein und der Stadt hat inzwischen stattgefunden. Die Finanzdirektion erklärt, man sei davon ausgegangen, dass die Umsetzung des Hospiz-Projekts noch nicht absehbar sei. Insofern habe man keinen Grund zur Annahme eines Interessenkonfliktes gehabt, zumal auch die Nutzung des Gebäudes durch den Kanton noch nicht definitiv geregelt sei. Zum heutigen Zeitpunkt könne die Stadt Biel dem Verein Hospiz Biel-Bienne kein anderes Gebäude anbieten, aber auch für eine temporäre Asylunterkunft komme zurzeit kein anderes Objekt infrage.

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Das Spital Männedorf, das selbst über eine Palliativstation verfügt, startete vor zwei Jahren ein Projekt, um todkranke Menschen auch zu Hause zu betreuen. Nun zeigt sich, dass dieses gut ankommt und weitergeführt werden soll. Dies berichtet das «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» von SRF. Das Interesse am Angebot sei sehr gross gewesen in den letzten zwei Jahren. Viele todkranke Patientinnen und Patienten seien höchst dankbar für die Möglichkeit, daheim in den eigenen vier Wänden betreut zu werden, sagt Dominik Schneider, Chefarzt Innere Medizin und Ärztlicher Leiter der Palliativstation im Spital Männedorf. Eine der grössten Herausforderungen sei das Geld, welches im Gesundheitswesen ohnehin ein Dauerthema sei. Auch nach zwei Jahren kann man nicht kostendeckend arbeiten.
«In Affoltern ist die Neupositionierung in Gang»

Das Spital Affoltern ist auf Spezialisierungskurs. Dies das Fazit, wenn man das Interview mit Spitaldirektor Lukas Rist im «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern» liest. Die Neupositionierung ist in Gange, nachdem Affoltern vom Kanton Zürich für die nächsten zehn Jahre stationäre Leistungsaufträge für die Bereiche Akutgeriatrie, Palliative Care, Psychiatrie und ab 2024 neu auch für die Gerontopsychiatrie erhalten hat. Die Chirurgie wurde 2022 bereits geschlossen, 26 Stellen abgebaut. «Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben jedoch wieder eine Stelle gefunden», sagt Lukas Rist im Gespräch mit der Zeitung. «Und glücklicherweise konnten die weggefallenen chirurgischen Patientenzahlen dank dem Wachstum in der Altersmedizin aufgefangen werden.» Die Altersmedizin und die Palliative Care sowie die Psychiatrie sollen weiter gestärkt werden. Man werde das Angebot und die Plätze in beiden Bereichen ausbauen, da die Nachfrage hoch sei und weiter steige. Der Ausbau der Spitalangebote und dessen Platzbedarf auf dem Gelände machen längerfristig wohl auch bauliche Massnahmen nötig. «Wir haben gerade jetzt eine Bestandesaufnahme der Gebäude in Auftrag gegeben», erklärt der Spitaldirektor. «In zwei, drei Jahren möchten wir aufzeigen können, welche bisherige Bausubstanz weiterhin genutzt werden kann, wo es Renovationsbedarf gibt und was allenfalls neu gebaut werden könnte.» Ist ein Spitalneubau an einem anderen Ort denkbar? «Eher nicht, ein kompletter Neubau würde sich kaum refinanzieren lassen», so Lukas Rist. Zudem sei es optimal, dass Psychiatrie und Medizin auf demselben Areal seien. Dies erlaube eine umfassende Betreuung der Patientinnen und Patienten. «Und auch die Palliative Care in der wunderschönen Villa kann nicht einfach so versetzt werden.»

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Neuer Name, neuer Präsident und neue Stiftungsräte: Das Hospiz im Park, spezialisiert auf palliative Medizin, erlebt einen grossen Wandel. Die Gründerin, Stifterin und langjährige Stiftungsratspräsidentin Vreni Grether hat das Präsidium Anfang Oktober an Walter Brunner übergeben. Gleichzeitig wurden zwei neue Mitglieder des Stiftungsrats gewählt. Seit Anfang Oktober hat das Hospiz im Park ausserdem einen neuen Namen: Neu heisst das Haus am Stollenrain 12 in Arlesheim «Palliativklinik im Park». Die Namensänderung schärfe die Positionierung des Hauses als spezialisierte Palliativklinik und grenze sie klar von stationären Hospizstrukturen ab, heisst es in einer Medienmitteilung.
«Palliativ Plus bündelt die Kräfte in der Region»

Seit Beginn des Jahres betreut ein spezialisiertes Team in der Luzerner Region Wiggertal Palliativpatienten ambulant. Das «Zofinger Tagblatt» berichtete zum Welt Hospiz und Palliative Care Tag über seine Arbeit und zog mit der Geschäftsführerin der Spitex eine Zwischenbilanz. «Wir haben bisher sehr gute Rückmeldungen bekommen», sagt Heidi Achermann, Geschäftsführerin der Spitex Wiggertal zur Betreuung von komplexen Pflegefällen. «Palliativpflege war immer schon ein Bereich, in dem die Spitex tätig war», sagt Achermann. Neu jedoch sei, dass der Kanton Luzern neben der palliativen Grundversorgung eben auch komplexe Fälle im Angebot «Palliativ Plus» versorgt und deshalb die Kräfte in der Region gebündelt hat. Die «Palliativ-Plus»-Angebote sind gegenwärtig gesichert, weil der Kanton Luzern die Anschubs- und Projektfinanzierung übernommen hat. «Die Gemeinden bezahlen nicht mehr», sagt Heidi Achermann. Allerdings laufe die kantonale Anschubfinanzierung Ende 2025 aus, und dann brauche es andere Wege, um die neben den Patienten- und Krankenkassenbeiträgen nötige Restfinanzierung für komplexe Palliativpflegefälle sicherzustellen.

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«Vor 40 Jahren wusste gar niemand, was Palliative Care überhaupt ist», erinnert sich Roland Kunz, der wohl bekannteste Palliativmediziner der Schweiz im Gespräch mit medinside. Im Medizinstudium habe man jedenfalls nichts darüber erfahren. «Heute ist Palliative Care eine eigenständige Fachdisziplin. Man kann sich zum Palliativmediziner ausbilden lassen, und in zahlreichen Spitälern sind Palliativstationen entstanden.» Doch auch heute käme für viele Leute – auch für Ärzte – Palliative Care erst dann zum Zuge, wenn man gar nichts mehr machen könne. «Also kurz vor dem letzten Atemzug», so Roland Kunz. Es gehe aber darum, früh genug mit dem Patienten zu reden, um zu erfahren, was ihm wichtig sei, wo die Grenzen gesetzt werden sollen. Und wie er die Zeit gestalten wolle, die ihm noch bleibt, damit er von dieser Lebenszeit auch etwas habe.

Ein Problem sieht Kunz unter anderem beim Quervergleich zwischen den Spitälern. Die wollen möglichst wenig Todesfälle verzeichnen. «Das Bundesamt für Statistik wertet aus, wie viele Menschen im Spital sterben. Und hat ein Spital eine hohe Sterbequote, so heisst es, das sei ein schlechtes Spital.» Und wo gibt es sonst noch Handlungsbedarf? «Auf allen Ebenen.», sagt Roland Kunz. «Für Palliative Care ist das System der Fallpauschale wirklich ein Problem. Das Spital erhält einen bestimmten Betrag für eine bestimmte Behandlung. Je kürzer die Behandlung, desto besser.» Zudem ist die bezahlte Dauer limitiert. «Nach drei Wochen auf der Palliativstation gibt es kein Geld mehr. Ist dann keine Entlassung vertretbar, wird es für das Spital problematisch.» Im Gespräch mit medinside nimmt Roland Kunz auch Stellung zu Exit, zur Frage, wie viel bei einem Palliativpatient an Behandlungen noch gemacht werden soll und welche Alternativen es gibt.
«Ohne Stiftungsgelder würde es nicht funktionieren»

«Nach einigen Tagen bei uns kommen die Bewohnerinnen und Bewohner zur Ruhe, obwohl sich an der Tragödie nichts ändert.» Dies sagt Horst Ubrich, Leiter des Hospiz Zürcher Lighthouse, in einem Gespräch mit dem Nachrichtenportal watson. Manchmal hätten sie Menschen im Hospiz, die sagten, die Zeit im Lighthouse sei die beste Zeit ihres Lebens gewesen. Die Stiftung existiert seit 35 Jahren, ihr früherer Standort war in Zürich Hottingen, seit einem Jahr ist das Lighthouse zur Miete in einem Neubau im Hardquartier. Die Schweiz sei rückständig, was den finanztechnischen Aspekt der Palliative Care angehe, sagt Ubrich. «Deshalb bin ich froh, dass wir hier in der Stiftung auch Rücksicht nehmen können auf die Menschen, die sich selbst keine würdevolle Sterbebegleitung leisten könnten.» Denn Palliative Care ist alles andere als günstig: Ein Tag im Zürcher Lighthouse kostet rund 1000 Franken. Ubrich erklärt die Kostenaufteilung und zeichnet die verschiedenen Punkte auf. Hier arbeiten viele diplomierte Pflegefachpersonen, Assistenzpersonal, zwei Ärzte, eine Psychoonkologin, eine Gesangstherapeutin und eine Kunsttherapeutin. Die Krankenkassen und Wohngemeinden der Bewohnerinnen und Bewohner bezahlen nur einen Bruchteil davon. Kurzum: Ohne Stiftungsgelder würde es nicht funktionieren.

Und wie geht Horst Ubrich selbst mit dem Thema Tod um? Die 13-jährige Tochter einer Bekannten habe ihn einmal gefragt: «Du arbeitest jetzt schon so lange im Hospiz. Hast du gelernt, besser zu sterben?» Doch Ubrichs Verhältnis zum Tod habe sich während seiner Zeit als Leiter des Hospizes wenig verändert, sagt er gegenüber der Journalistin. Aber er habe andere Schwerpunkte in seinem Leben gesetzt: «Ich traue mich jetzt, mehr Dinge zu tun, die ich eigentlich schon lange wollte. Beispielsweise habe ich mir einen Oldtimer gekauft. Ich hatte vorher immer geglaubt, ich sollte noch viel mehr Geld sparen, bevor ich mir das leisten kann. Aber dann dachte ich: ‹Was, wenn das Sparen zu lange dauert und es irgendwann zu spät ist?»

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«Hier ist der Tod nicht zu Gast, er lebt mit uns», sagt Sibylle Jean-Petit-Matile. Sie ist die Hospiz-Ärztin und Mitglied der Geschäftsleitung im Hospiz Zentralschweiz und spricht mit der «Luzerner Zeitung» anlässlich des 1. November, dem Tag, an dem der Verstorbenen gedenkt wird. Allein im vergangenen Jahr haben sie und ihr Team 156 Personen begleitet, wöchentlich kam es entsprechend zu etwa drei Todesfällen. Für sie sei das nicht belastend, gestorben werde ja auch «draussen», sagt die Ärztin. Sie betont im Gespräch mehrmals, dass es sich bei der Einrichtung nicht um ein «Sterbehospiz» handelt. «Hier wird gelebt bis zum Ende.» Der Fokus liegt darauf, bis zum Tod eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten – denn bei den Patientinnen und Patienten im Hospiz ist es nicht mehr möglich, die Erkrankung zu heilen. «Das bedeutet aber nicht, dass wir einfach nichts mehr machen.» So ist im Kanton Luzern das Angebot an Palliative Care auch recht gross. Über eine Palliativabteilung verfügen etwa das Luzerner Kantonsspital sowie zahlreiche Alters- und Pflegezentren im Kanton. Seit Anfang Jahr besteht ausserdem im gesamten Kanton ein mobiler Dienst für palliative Betreuung: Im Rahmen des Projekts «Palliativ Plus» unterstützen Fachpersonen die lokalen Spitex-Dienste bei der Begleitung von Schwerkranken.
«Die künftigen Ärztinnen und Ärzte besser ausbilden»

Zum Welt Palliative-Care-Tag vom 14. Oktober berichtet auch das Newsportal pilatustoday. Christian Studer, Hausarzt in Luzern und Co-Leiter des Instituts für Hausarztmedizin an der Universität Luzern, betont, dass die palliative Betreuung mit dem Leben verbunden ist und das Sterben in der Gesellschaft nicht verdrängt werden sollte. Ihm ist es ein Anliegen, dass die Selbständigkeit von älteren Menschen mit vernetzter Betreuung möglichst lange respektiert werde. Und wenn die Einschränkungen zunehmen, soll Betroffenen dank palliativer Betreuung ein würdiges Ende ermöglicht werden. Der Institutsleiter zeigt auf, wie die medizinische Ausbildung verbessert werden könnte. Künftige Ärztinnen und Ärzte müssten bezüglich Palliative Care besser ausgebildet werden. Zudem sei es wichtig, die Vernetzung unter den verschiedenen Beteiligten rund um die finale Phase zu optimieren.

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Die meisten freuen sich über höhere Lebenserwartungen. Umso wichtiger werden die palliative Behandlung und Begleitung im Hinblick auf ein würdevolles Ende. Dies das Fazit des Gespräches vom «Willisauer Bote» mit dem Hausarzt Christian Studer und der Heimärztin Monika Tröger zum Welt-Hospiz- und Palliative-Care-Tag. Die palliative Betreuung fordert Hausarztpraxen, Spitex-Organisationen und Spitäler, Alters- und Pflegeheime sowie die Angehörigen gleichermassen heraus. Der Hausarzt Christian Studer sagt zwar: «Schon immer war die Begleitung von unheilbar Kranken bis ans Lebensende eine wichtige Aufgabe des Hausarztes oder der Hausärztin.» Und das gilt generell für die Langzeitbetreuung, wie Monika Tröger, ärztliche Leiterin von Viva Luzern mit 850 Betagten, festhält: «Ohne Palliative Care geht es nicht, denn die Mehrheit der Menschen in der Schweiz stirbt in einem Heim.» Zum Stellenwert von Palliative Care betonen Studer und Tröger das Positive: Das Thema hat an Bedeutung gewonnen und wird kaum noch infrage gestellt. Dafür hat der Hausarzt eine Erklärung: «Schön, dass wir alle älter werden, gesünder älter, wie der sprunghafte Anstieg der über 80-Jährigen zeigt.» Mit dem Alter aber nehmen chronischen Erkrankungen und Gebrechlichkeit zu, womit die Zahl der Menschen mit Bedarf an palliativer Begleitung steigt. Die Heim-Ärztin begrüsst deshalb den Palliativ-Welttag. «Dieser Tag hilft, als Gesellschaft den hohen Stellenwert von Palliative Care bewusst wahrzunehmen und motiviert uns als Einzelne wie als Gemeinschaft, Verantwortung zu übernehmen.»
«Die Frage nach dem Warum ist auch heute noch da»

Und dann werfen wir noch einen Blick auf Fernsehsendungen in zwei unserer Nachbarländer. Im «Nachtcafé» des SWR setzen sich die Diskussionsteilnehmenden mit der Frage auseinander, wie wir dem Tod begegnen. Da sind zum Beispiel Dorothee und Uli Munk, die ihren Sohn durch Krebs verloren haben. Kurz vor seinem 19. Geburtstag ist Julian gestorben. Die Mutter erzählt in der Sendung von Moderator Michael Steinbrecher von der Krankheit, dem Tod von Julian und was alles dies für die zuvor fünfköpfige Familie bedeutet. «Die Frage nach dem Warum ist auch heute nach 10 Jahren in mir drin.» In der Sendung zu Gast ist auch Günter Haase, der seine Frau Renate nach 50 Jahren Ehe verloren hat. Sie starb mit 70 Jahren an Demenz. «Es waren zuerst kleine Anzeichen, man denkt sich nichts dabei. Als der Hausarzt – als die Anzeichen immer deutlicher wurden - Demenz feststellte, besorgte ich mir Literatur und wandte mich an eine Selbsthilfegruppe.» Das half ihm, seine Frau über 10 Jahre zu betreuen und zu pflegen.
Die weiteren Gäste sind: Prof. Dr. Wilhelm Schmid, Philosoph, Serkan Eren, der ein Nahtoderlebnis hatte, Adriana Altaras, die für Tote in ihrer Familie Erinnerungen schafft, und Judith Brauneis, welche die Toten als ihre Schutzbefohlenen betrachtet.

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Nur wenige Tage vor Allerheiligen spricht Eva Masel in der ORF-Sendung «Bei Budgen» über den Tod, dem sie quasi jeden Tag ins Auge schaut. Sie ist Leiterin der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin am Wiener Allgemeinen Krankenhaus und lehrt und forscht an der Medizinischen Universität Wien. Es müsse nicht alles «schrecklich und traurig» sein, sondern wir würden den Tod «irgendwie in uns tragen» . Sie erzählt unter anderem, was die Menschen in ihrer letzten Lebenszeit auf der Palliativstation beschäftigt: «Es geht um Beziehungen, es geht um Nähe. Es geht um das, was man im Leben vielleicht gerne gemacht hätte und dann doch nicht gemacht hat. Ich habe das Gefühl, es sind so die grossen Lebensthemen: Glück, Nähe und das eigene Vermächtnis.» Fragen wie «Wem muss ich was verzeihen, wer muss mir was verzeihen?» würden sich am Ende des Lebens nochmal stellen.
palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner