Das Total-Pain-Modell ist ein von Cicely Saunders entwickeltes Schmerzkonzept für die Palliativmedizin. Es verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem neben physischen Aspekten des Schmerzes auch die psychischen, sozialen und spirituellen Nöte einbezogen werden - dies am Lebensende oder bei schwerer, fortschreitender Erkrankung eines Menschen. Denn meistens sind es alle vier Ebenen des Leidens, die eine Rolle spielen.
Total Pain in der Geriatrie
Das Fachbuch «Total Pain in der Palliativen Geriatrie», herausgegeben von Katharina Heimerl und Sabine Millius, verknüpft das Konzept mit der Palliativen Geriatrie. So lautet der Untertitel «Vom Umgang mit dem existenziellen Schmerz im hohen Alter». Total Pain für hochbetagte Menschen unterscheidet sich von jenem der jüngeren Patientinnen und Patienten in einem Hospiz oder auf einer Palliativstation. Der fortschreitende Alterungsprozess konfrontiert die Betroffenen oft in schmerzhafter Weise mit ihren körperlichen, geistigen und seelischen Grenzen. Die alternden Menschen können diese Grenzen zwar bis zu einem gewissen Grad beeinflussen, aber sie können sie nicht aufheben. «Schmerzen und andere quälende Beschwerden, zunehmende Leistungseinbussen, Verlusterlebnisse, Ängste und Sinnkrisen belasten den letzten Lebensabschnitt. Gleichzeitig steht immer weniger körperliche und seelische Kraft zur Verfügung, um mit diesen Belastungen zurechtzukommen», schreibt eine der Autorinnen. Und deshalb ist die Auseinandersetzung mit Total Pain immer interdisziplinär und interprofessionell zu denken und erfordert spezielle Kenntnisse. Die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren der einzelnen Beiträge sind Fachexperten im Bereich der Palliativen Geriatrie. Ihre Beiträge skizzieren länderübergreifend die Perspektiven der unterschiedlichen Berufsgruppen und beschreiben die Besonderheiten der jeweiligen Versorgungssettings:
• Teil 1: «Total Pain von hochbetagten Menschen. Einführung». Hier wird der ganzheitliche Schmerz von hochbetagten Menschen beschrieben. Eine Einführung in Total Pain in der Palliativen Geriatrie aus interdisziplinärer Sicht.
• Teil 2: «Einsamkeit und Trauer». Die Vielschichtigkeit des Schmerzes wird beschrieben, fokussiert auf die Einsamkeit im hohen Alter und mit welchen Mitteln die Fachleute dieser begegnen können.
• Teil 3: «Biografischer und spiritueller Schmerz im hohen Alter». Es wird unter anderem aufgezeigt, wie biografisches Erzählen nicht selten Schmerzen lindert und wie symbolische Kommunikation am Lebensende aussehen kann.
• Teil 4: «Körperliches Leid». Die Besonderheiten des körperlichen Schmerzes hochaltriger Menschen.
• Teil 5: «Man kann doch etwas tun. Vom gelingenden Umgang mit Total Pain.» Beiträge aus unterschiedlichen Berufsgruppen, Ländern und Versorgungssettings. Es werden unter anderem die institutionelle Perspektive erläutert und das Konzept der Caring Communities erklärt.
Schmerz ist kein Befund, sondern ein Erleben
«Schmerz ist kein Befund wie ein erhöhter Blutdruck oder eine Blutarmut, die messbar sind, sondern ein individuelles Erleben, das nur der Betroffene selbst beschreiben kann, das wir nicht objektivieren und quantifizieren können, höchstens erahnen», schreibt Roland Kunz in seinem Vorwort. Dies zeigt das Buch aus wissenschaftlicher Sicht und aus den verschiedenen Blickwinkeln der Palliative Care. Die theoretischen Erkenntnisse werden immer wieder mit Beispielen aus der Praxis ergänzt.
Total Pain in der Palliativen Geriatrie
ISBN: 9783456862200
1. Aufl. 2024, 336 Seiten
Das Buch ist auch Thema am Nationalen Palliative Care Kongress in Biel: Donnerstag, 23. November, Parallel-Seminar 10, 13.15 – 14.15 Uhr