Vor einem Jahr öffnete sich die schweizerische Palliative-Care-Fachorganisation für die Bevölkerung. Seither können ihr neben Fachpersonen und Institutionen alle interessierten Personen beitreten. Aufgrund dieser Statutenänderung stellte der Verein seine Führungsorgane neu auf.
«Neu sind im Vorstand nicht mehr hauptsächlich die Fähigkeiten der Fachwelt, sondern vielmehr strategische, gesellschaftliche und politische Skills gefragt», sagt Steffen Eychmüller, abtretender Vizepräsident von palliative ch. Die Berufsgruppen der Pflegenden, der Ärzt_innen, der Seelsorgenden und der sozialpsychologischen Professionen sollen ihr Wissen dem Verein in Arbeitsgruppen und Taskforces weiterhin zur Verfügung stellen.
Die höchsten Ämter besetzt
Die 20 anwesenden Delegierten bestimmten am Donnerstag, 16. November 2016, zuerst den Vorsitz der Legislative. Zum Präsidenten der Delegiertenversammlung wählten sie Gérard Pralong. Der Arzt aus dem Kanton Waadt war Vorstandsmitglied und lange Jahre Präsident des Sektionsrats. «Er hat sich mit seinem Engagement sowohl auf nationaler als auch auf kantonaler Ebene einen Namen gemacht», sagte Sonja Flotron, die als abtretende Präsidentin die Delegiertenversammlung eröffnete. Als Vizepräsidentin wurde Ilona Schmidt erkoren. Sie ist Co-Präsidentin von palliative zh+sh und Geschäftsleiterin des mobilen Palliative-Care-Teams Onko Plus in Zürich.
In einem zweiten Schritt wählten die Delegierten den nationalen Vorstand: Den Vorsitz übernimmt ab 2017 Monika Obrist. Die Geschäftsführerin von palliative zh+sh ist Pflegefachfrau, leitete verschiedene Spitex-Organisationen im Kanton Zürich und bildete sich im Bereich Organisationsentwicklung und Non Profit Managment weiter.
«In vielen Themen wie zum Beispiel Langzeitpflege, spezialisierte Palliative Care oder Advance Care Planning wurden wir als regionale Sektion in unserem Eifer oftmals gebremst, weil es eigentlich nationale Themen sind», sagte die frisch gewählte Präsidentin über die Motivation ihrer Kandidatur. Fragen, die von nationaler Tragweite sind, müsse man auch auf dieser Ebene bearbeiten. Es reize sie zudem, die nationale Gesellschaft als Organisation weiterzubringen und vor allem sichtbarer zu machen. «Das enorme Fachwissen, über das wir in diesem Verein verfügen, muss endlich das Gehör einer breiteren Öffentlichkeit finden.»
Im Vorfeld der Wahl war Kritik laut geworden, Obrist gefährde ihre Objektivität als Präsidentin der nationalen Gesellschaft, wenn sie daneben die Geschäftsstelle der Zürcher Sektion leite. Sie selber kann die Bedenken nicht teilen. «Schliesslich üben ja alle Vorstandsmitglieder hauptberuflich eine andere Aufgabe aus.» Nach Monika Obrist wählten die Delegierten
Hansjürg Schwander zum Kassier. Er war Direktor der bernischen Pensionskasse und besitzt daher gute Kontakte in Politik und Verwaltung. Zur Palliative Care hatte er aber bisher keinen Bezug.
Seilziehen zwischen Deutschschweiz und RomandieAusserdem wurden folgende Personen in den nationalen Vorstand gewählt:
- Catherine Gasser, Juristin, Leiterin Nachsorge bei der Krebsliga
- Karin Tschanz , Pfarrerin, bisher Vizepräsidentin palliative ch
- Helene Zaugg, Pflegefachfrau, Juristin, Präsidentin ASI-SBK
- Beat Müller, leitender Arzt Palliative Care, Tumorzentrum Luzern
- Irène Stuby, Pflegefachfrau, verantwortlich für die Palliativpflegeeinrichtungen in der Gesundheitsregion Haut Léman VD
Die Wahl des siebten Vorstandsmitglieds führte in der Delegiertenversammlung zu einem Seilziehen zwischen der Romandie und der Deutschschweiz: In mehreren Wahlgängen waren gleich viele Stimmen auf Stuby wie auf die Nationalrätin und SP–Vizepräsidentin
Barbara Gysi aus Will SG gefallen. Schliesslich ergatterte die Welsche den siebten Platz im Vorstand.
Steffen Eychmüller sieht die Untervertretung der französischen Schweiz im neuen Vorstand nicht als Problem. Schliesslich sei das Präsidium der Delegiertenversammlung durch Gérard Pralong ja von einem Romand besetzt. «Mir fehlt im Vorstand eher die italienische Schweiz», meinte er. Er hofft, dass das neue Führungsgremium weiterhin einen guten Austausch mit den Fachgruppen und Taskforces pflege. Dort könnten Fachpersonen aus allen Sprachregionen ihre Erfahrungen einbringen.