Die Corona-Pandemie hat exemplarisch aufgezeigt, wie schnell auch bislang gesunde Menschen in eine gesundheitliche Krise gelangen können. Umso wichtiger ist, dass Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachpersonen sich mittels verbindlichen und aussagekräftigen Patientenverfügungen an den Vorstellungen und Behandlungszielen von urteilsunfähigen Patientinnen und Patienten orientieren können. Mit Advance Care Planning (ACP) - gesundheitlicher Vorausplanung - steht ein Prozess zur Verfügung, der dies ermöglichen soll. Er ist nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern bereits in vielen Ländern etabliert.
Auch in der Schweiz gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, eine gesundheitliche Vorausplanung zu machen und Patientenverfügungen nach dem ACP-Konzept zu erstellen. Die Ausbildung von dafür zertifizierten Beraterinnen und Beratern wird seit längerer Zeit angeboten (zum Beispiel am Universitätsspital Zürich).
Grosse Organisationen mit an Bord
Um das ACP-Konzept nachhaltig zu verankern, wurde gestern Abend in den Räumlichkeiten der Krebsliga Schweiz in Bern der Trägerverein «Advance Care Planning – ACP Swiss» gegründet. Seinen Sitz hat der Verein in der Stadt Zürich. Zu den Gründungsorganisationen gehören unter anderem die Krebsliga als Verband, das Universitätsspital Zürich (USZ), die Schweizerische Patientenorganisation (SPO) und palliative zh+sh (Regionalsektion von palliative ch für die Kantone Zürich und Schaffhausen).
«Ich kann es kaum fassen, dass wir nach all den Jahren der Aufbauarbeit nun endlich so weit sind», sagte Monika Obrist, eine der Initiantinnen des neuen Vereins und bis vor kurzem Präsidentin von palliative ch, bei der Begrüssung der knapp 30 Gäste und Mitglieder. Jost Leutwyler, der den Initiantinnen und Initianten beratend zur Seite gestanden hatte, amtete als Gründungspräsident. Der Zeitpunkt sei ideal, fand Leutwyler, nach ACP werde derzeit stark gefragt.
«Total glücklich» sei sie, sagte auch Tanja Krones, Leitende Ärztin Klinische Ethik am Universitätsspital Zürich und ebenfalls zum Aufbauteam gehörend. Es sei fantastisch, nun endlich den Startschuss für eine nationale ACP-Plattform geben zu können. Die Ärztin und Soziologin umriss in kurzen Worten die lange Aufbauarbeit für ACP in der Schweiz. Advance Care Planning sei ein seit 30 Jahren weltweit funktionierendes und wissenschaftlich fundiertes Konzept, um sicher zu stellen, dass den Menschen jene Behandlung zukommt, die sie für den Fall einer Urteilsunfähigkeit festgelegt hätten. «Dieses klientenzentrierte Konzept ist eine Gemeinschaftsarbeit», erklärte Krones den knapp 30 Anwesenden, «und zwar nicht nur des Gesundheitswesens, sondern der ganzen Gesellschaft.»
Ausbilden, forschen, weiterentwickelnDer Verein Advance Care Planning - ACP Swiss verfolgt das Ziel, das ACP-Konzept in der Schweiz zu verankern, indem er die folgenden Schwerpunkte setzt:
- das ACP-Konzept und seine Instrumente weiterzuentwickeln
- Angebote für Patientenverfügungen zu schaffen, die den rechtlichen Bestimmungen entsprechen und den Patientenwillen widerspruchsfrei darstellen
- die Finanzierung von ACP-Beratungsdienstleistungen auf schweizweiter Ebene zu regeln
- Ausbildungs- und Qualitäts-Standards für Patientenverfügungen festzulegen, die sich an ethisch und wissenschaftlich fundierten Konzepten orientieren
- Mitgliedschaft und Mitwirkung in internationalen ACP Organisationen, um die schweizerischen Interessen zu positionieren sowie die Rahmenbedingungen und Forschung von ACP weiterzuentwickeln
An der Gründungsversammlung wurden folgende Personen ins Vorstandsgremium gewählt:
- Rolf Huck, Geschäftsführer Krebsliga Zürich (Quästor)
- Ralf Jox, Leitender Arzt und Professor für geriatrische Palliative Care und klinische Ethik am Centre Hospitalier Universitaire Vaudoise (CHUV)
- Dagmar Keller Lang, Direktorin Institut für Notfallmedizin Universitätsspital Zürich, Präsidentin klinische Ethikkommission Universitätsspital Zürich
- Tanja Krones, Leitende Ärztin Klinische Ethik, Geschäftsführerin Klinisches Ethikkomitee des Universitätsspitals Zürich
- Settimio Monteverde, Dozent an der Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, sowie Co-Leiter Klinische Ethik am Universitätsspital Zürich/Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte, Universität Zürich
- Tatjana Weidmann-Hügle, Leiterin Klinische Ethik am Kantonsspital Baselland (Präsidentin)
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