Medienschau Oktober 2025
Aktuell erhalten Zugerinnen und Zuger in der letzten Lebensphase neben einer Therapie im Akutspital Unterstützung in der spezialisierten Palliative Care in der Villa Sonnenberg in Affoltern, bei Palliative Care Viva Luzern Eichhof sowie im Hospiz Zentralschweiz in Luzern. Doch es gibt ein ungelöstes Problem, wie es in einer Motion von Kantonsrätin Carina Brüngger (FDP/Steinhausen) und sechs Mitunterzeichnenden aus FDP, SVP, Mitte und ALG heisst: das Finanzierungsmodell. So hätten zertifizierte Hospize einen hohen Personalbedarf – gemäss Motion brauchen sie dreimal so viele Pflegende wie ein Pflegeheim. Das führe zu einem Defizit, welches, wenn überhaupt, nur über Spenden gedeckt werden könne. Die Betroffenen auf der anderen Seite müssten einen hohen monatlichen Privatkostenanteil von etwa 7500 Franken bezahlen, da das Haus den Status eines Pflegeheims habe.
Vor diesem Hintergrund schlägt die Motion ein neues Hospiz-Finanzierungsmodell vor. Und zwar so, dass die Pensionskosten für die Patientinnen und Patienten entfallen und das Betriebsdefizit zu einem grossen Teil durch die Kantone des Versorgungsgebietes übernommen wird. Die Zuger Regierung sieht den Vorschlag skeptisch, wie der Antwort auf die Motion zu entnehmen ist. So könne die Frage der Finanzierung nicht isoliert für die Hospize geregelt werden, sondern müsse die ganze Versorgungskette in der Palliative Care umfassen. Ob die vorgeschlagene Defizitdeckung durch die öffentliche Hand vertretbar wäre, erscheint dem Regierungsrat «zumindest fraglich». Und schliesslich brauche es «zwingend eine nationale Lösung». Eine «voreilige kantonale Sonderlösung» zur Finanzierung von Teilbereichen der Palliative Care könne sich nachteilig auf die Schaffung einer gesamtschweizerisch einheitlichen Lösung auswirken. So will man eine nationale Lösung abwarten.
«Regierung will nationale Lösung abwarten». Zuger Zeitung. 6.10.2025
Im Kanton Uri trafen sich kürzlich die Akteure der Palliative Care. «Betrachtet man die Strukturen im Kanton Uri mit seinen rund 38’000 Einwohnerinnen und Einwohnern, so sind wir in Bezug auf Palliative Care gut unterwegs», stellt Eveline Lüönd, Projektleiterin Palliative Care beim Amt für Gesundheit, fest. In Bereichen, die der kleine Kanton selber nicht anbieten könne, setze man auf die Zusammenarbeit, insbesondere mit Schwyz und Luzern.
Der «Aktionsplan Palliative Care Uri» wird seit 2020 kontinuierlich umgesetzt und enthält dreizehn verschiedene Handlungsfelder, welche die Palliative Care im Kanton Uri verbessern sollen. Am Treffen zeigte sich, dass es an verschiedenen Orten noch ein stärkeres Engagement braucht, um die palliative Versorgung in Uri weiter zu optimieren. Dabei geht es unter anderem um die Sensibilisierung der Bevölkerung über die Ziele und Möglichkeiten der Palliative Care. Die Hausärzteschaft soll verstärkt einbezogen und Weiterbildungsmöglichkeiten und -angebote gefördert werden. Zudem soll das Fachpersonal in den Institutionen weiter gefördert und vernetzt werden.
«Weiteres Engagement nötig». Urner Zeitung. 22.10.2025
Das Hospiz St.Gallen ist kürzlich zertifiziert worden und trägt nun das Gütesiegel «Hospize Schweiz», welches der Dachverband Hospize Schweiz vergibt. Durch die Zertifizierung erhofft sich das Hospiz St.Gallen nun eine einfachere Finanzierung. Insgesamt hat es im St.Galler Hospiz Platz für neun unheilbar kranke Menschen. Vor über 15 Jahren ist das Konzept für dieses Hospiz entstanden, vor rund 7 Jahren hat es eröffnet. “Die jetzige Zertifizierung zeigt, die Qualität, die wir anbieten”, sagt Geschäftsführerin Jeanette Oertle gegenüber “Tele Ostschweiz”. Das Hospiz ist fast immer voll belegt. Doch günstig ist der Aufenthalt nicht. Ein Aufenthalt kostet 770 Franken pro Nacht. 273 Franken muss der Betroffene selbst übernehmen, mindestens aber 100 Franken, wenn dies die finanziellen Verhältnisse nicht erlauben. Dann springt der Kanton zusätzlich ein und Spenden werden eingesetzt. Das ist laut der Präsidentin des Hospiz St.Gallen nicht in Ordnung. Die öffentliche Hand sei noch immer nicht bereit, das Sterbehospiz so zu finanzieren, wie sie es sollte.
«Hospiz St.Gallen zertifiziert». Tele Ostschweiz. 27.10.2025
Wie stellen sich die verschiedenen Religionen den Übergang zwischen dem Diesseits und dem Jenseits vor? Und wie gestalten sie diesen? Dies fragte Palliative Luzern an einer Veranstaltung Ende Oktober. Vorgängig erläuterte Helene Meyer-Jenni, Präsidentin von Palliativ Luzern diese Thematik in einem Interview mit dem «Seetaler Bote».
«Die Individualisierung und Pluralisierung unserer Gesellschaft haben einen grossen Einfluss auf den Umgang mit Sterben und Tod und haben zu einer Entfremdung gegenüber zuvor etablierten Ritualen geführt», sagt Helene Meyer-Jenni. Zu beachten sei aber auch, dass sich immer mehr Schwerkranke und Sterbende keiner Religion mehr verbunden fühlen. Doch auch sie hätten in existenziellen Situationen – wie es unheilbare, lebensbedrohliche Erkrankungen sind – Fragen und Bedürfnisse. «Sie möchten möglichst frei von Schmerzen und belastenden Symptomen sein, ihre Angehörigen bei sich haben, getragen und aufgehoben sein und wünschen sich die Unterstützung kompetenter Gesundheitsfachpersonen.» Und für die Hinterbliebenen sei der Tod eines geliebten Menschen der wohl schmerzlichste Einschnitt im Leben. «Indem wir Barrieren abbauen und eine offene, solidarische Gesellschaft fördern, welche die Bedürfnisse und die Not schwerkranker, sterbender Menschen unabhängig ihrer Herkunft, Glaubensgemeinschaft und Kultur anerkennt, tragen wir zum weiteren Aufbau einer sorgenden Gemeinschaft in unserem Kanton bei», hält die Präsidentin von Palliativ Luzern fest.
«Sterben, Tod und Abschied in Religionen». Seetaler Bote. 16.10.2025
Wie man einem Menschen beim Sterben beisteht, kann man lernen. Für die SRF-Nachrichtensendung «10 vor 10» besuchte eine Reporterin einen «Letzte Hilfe Kurs». Früher wurde zuhause und mitten in der Gemeinschaft gestorben, heute geschieht es meistens hinter den Türen von Spitälern und Pflegeheimen. Der «Letzte Hilfe Kurs» vermittelt deshalb sowohl altes Wissen als auch neue Erkenntnisse über Tod, Trauer und sterbende Menschen. «Das Bedürfnis für andere zu sorgen, nehmen wir sehr stark wahr», sagt Eva Niedermann, Projektleiterin «Letzte Hilfe Kurs» Schweiz. Aber man wolle sich vorbereiten. «So wie Schwangere in den Geburtsvorbereitungskurs gehen, so gehen auch immer mehr Leute in einen Kurs, um Menschen im Sterben zu begleiten.»
Im Jahr 2015 wurde der «Letzte Hilfe Kurs» in Deutschland ins Leben gerufen. Inzwischen findet er in über 20 Ländern grossen Anklang. Auch an diesem Abend in Zürich ist eine beachtliche Gruppe zusammengekommen, um Neues zu lernen und Unsicherheiten zu klären. Wie das Leben ist auch das Sterben ganz je nach Person sehr verschieden, in den Kursen wird deshalb ein Basiswissen vermittelt. Etwa wie Sterben als biologisches Programm im Körper von selbst passiert. Auch Themen wie der Vorsorgeauftrag werden besprochen. «In meiner Begleitung habe ich immer wieder erlebt, dass Menschen total überfordert sind, wenn sie dem Sterben begegnen. Es ist eine Ausnahmesituation, wenn jemand aus dem engsten Umfeld stirbt», sagt Helen Trautvetter, Pfarrerin und Fachmitarbeiterin des Kurses. Wenn man aber bereits im vornherein wisse, was er oder sie am Lebensende möchte – beispielsweise an Unterstützung oder lebensverlängernden Massnahmen – , sei es viel einfacher, als wenn ein Gespräch darüber erst in einer akuten Situation stattfinden sollte. Denn dann überrollen einen Angst, Schock und Trauer.
«Letzte Hilfe Kurs». 10 vor 10 / SRF. 31.10.2025
Anlässlich des Welt Hospiz- und Palliative-Care-Tages gibt Leiterin Sibylle Jean-Petit-Matile Einblick ins Hospiz Zentralschweiz. Vom Foyer des klassischen Backsteingebäudes mit Originalmarmorboden sind sämtliche Bereiche erreichbar. Rechts zweigt ein warmer, heller Wohnraum mit Cheminée und verschiedenen Sitzgruppen ab. Es folgen das Esszimmer, die Bibliothek und die grosse Küche, die sich zum Innenhof hin öffnet. Man wähnt sich in einem Privathaus. «Wir tragen auch keine Berufskleidung, sondern unsere Alltagskleider. Dies soll ein Zuhause für die Bewohnenden sein», führt die Ärztin aus. Eine der beiden Hauskatzen streift neugierig um die Ecke und miaut zustimmend.
Nichts erinnert an den spezialisierten Betrieb, der das Hospiz beziehungsweise Pflegeheim für Spezialisierte Palliative Care in Wahrheit ist. Es verfügt über eine eigene Apotheke; acht Ärztinnen und Ärzte, hoch qualifiziertes Pflegepersonal, eine Seelsorgerin und eine Psychotherapeutin sowie zahlreiche Freiwillige stellen die ärztliche Versorgung und Betreuung der Patientinnen rund um die Uhr sicher. «Gesamthaft sind rund 100 Personen, davon über die Hälfte Freiwillige, im Einsatz», sagt die Ärztin. Allein in der Pflege sind es 1,4 Stellenprozente pro Patient, während die Zahl in einem «normalen» Pflegeheim bei lediglich 0,6 liegt.
Im Hospiz Zentralschweiz werden nicht nur die Kranken rund um die Uhr medizinisch, pflegerisch, psychologisch und seelsorgerisch betreut, sondern auch deren Angehörige, die zu jeder Zeit willkommen sind. «Sie sitzen mit uns am Tisch, wohnen bei Bedarf in den Gästezimmern und teilen ihren Kummer mit uns. Denn hier gehts ums Leben, nicht um den Tod», betont Sibylle Jean-Petit-Matile im Gespräch mit der Journalistin.
«Hier geht es ums Leben, nicht um den Tod». Zuger Zeitung. 11.10.2025
Wie trauern Männer? Und was unterscheidet sie dabei wirklich von Frauen? Diesen Fragen widmete sich der deutsche Theologe und Pfarrer Traugott Roser an einer Veranstaltung von palliative-schaffhausen.ch. Als Einstieg diente ihm der Jazzmusiker Roger Cicero, der nach dem frühen Tod seines Vaters, des Pianisten Eugen Cicero, jahrelang schwieg. Erst über die Musik fand er Zugang zu seiner Trauer, und seine Lieder zeigen, wie männliche Trauerarbeit verlaufen kann: vom Verdrängen über das Zulassen bis hin zur Reifung.
Oft gilt männliche Trauer als sachlich, kontrolliert oder gar gefühlskalt. Doch solche Bewertungen greifen zu kurz. «Männer entwickeln ihr Selbstverständnis als trauernde Männer mit und gegen Stereotypen», lautete Rosers Botschaft. Männer trauern nicht einfach anders, sondern auf vielfältige Weise. Klischees wie «Männer reden nicht über Gefühle» stammen aus einer Forschung, die meist an Witwen betrieben wurde, ohne männliche Perspektive.
Der amerikanische Trauerforscher Kenneth J. Doka unterscheidet zwei gleichwertige Trauer-Stile: den intuitiven, der sich stark emotional zeigt, und den instrumentellen, der Gefühle über Denken und Handeln ausdrückt. Viele Männer trauern auf diese zweite Weise: Sie reden wenig, tun viel. Doch oft entsteht so eine Dissonanz: Männer fühlen tief, können es aber nicht zeigen. Diese Spannung zwischen innerem Empfinden und äusserem Verhalten kann innere Unruhe oder Schuldgefühle auslösen. Während Frauen sich auf gesellschaftlich akzeptierte Muster stützen können, fehlt Männern häufig ein solches Vorbild. Sie müssen selbst entscheiden, ob sie sich dem Bild des starken Mannes anpassen oder neue Wege suchen, ihre Trauer zu leben.
«So trauern Männer». Schaffhauser Nachrichten 27.10.2025
Ebenfalls einen Beitrag zum Welt Hospiz- und Palliative-Care-Tag sendete «Tele Bärn». David Marques hat nur noch wenige Wochen zu leben. Der 41-Jährige hat einen unheilbaren Hirntumor und befindet sich in palliativer Pflege. Mit der Prognose hat er sich abgefunden. Mit dem Tod sei bald die ganze Leidensgeschichte zu Ende, sagt er gegenüber der TV-Reporterin. «Das ist auch eine Erleichterung für mich – und trotzdem schwierig.»
Das Lebensende sei in unserer Hochleistungsgesellschaft an den Rand gedrückt, sagt Steffen Eychmüller, Chefarzt Palliative Care am Inselspital, der am Bett von David Marques sitzt. «Deshalb erlebt man bereits vorher den sozialen Tod. Die Gefahr ist, dass man nicht mehr einbezogen ist im Freundeskreis, bei der Arbeit oder im Verein.»
David lebt intensiv. Das sei, weil David den Tod nicht verdränge, sondern sich auf die bleibende Zeit konzentriere, sagt der Chefarzt. Und so hofft der Palliativpatient, dass er nochmals nach Hause darf und die verbleibenden Tage mit seiner Frau und dem 6-jährigen Sohn verbringen kann.
«Tag der Palliative Care 2025». Tele Bärn. 11.10.2025
Ein unheilbarer Hirntumor wurde auch bei Monika Lang diagnostiziert und er veränderte das Leben der Familie von Grund auf. Im ausführlichen Interview mit dem «Seetaler Bote» spricht ihr Ehemann Otto Lang offen über den gemeinsamen Weg, über schwere Entscheidungen, berührende Momente – und über die Kraft des Miteinanders.
Nachdem seine Frau die Diagnose Glioblastom erhalten hatte, krempelte Otto von einem Tag auf den anderen sein Leben um, legte all sein Mandate nieder. Und organisierte den Alltag neu. «Mir war wichtig, nah an Monikas Seite zu sein. Wir gingen jeden Tag spazieren. Ich half ihr beim Duschen, beim Anziehen, war einfach da. Auch unsere Kinder waren oft bei uns, ebenso die Nachbarn. Alles rückte enger zusammen.» Die Tatsache, dass der Mensch, mit dem er 45 Jahre verheiratet war, in absehbarer Zeit nicht mehr ein physischer Teil seines Lebens sein würde, war für Otto unfassbar. Seine Frau wurde schliesslich im Hospiz Luzern aufgenommen. Wenn er an die Zeit mit seiner Frau im Hospiz zurückdenkt – gibt es da ein erstes Bild oder ein Gefühl, das ihm spontan in den Sinn kommt? «Es ist wie ein Schalter, den man kippen kann – plötzlich ist man in einer anderen Welt. Ruhig, geborgen, abgeschirmt vom Lärm des Lebens. Man weiss zwar, dass hier das Leben zu Ende geht. Aber man kann es in dieser Umgebung annehmen, wie es ist. Wer schon einmal im Hospiz war, weiss was ich meine.»
«Sie wollte noch einmal im Meer schwimmen». Seetaler Bote. 9.10.2025
Und diese Podcasts sind im Oktober besonders aufgefallen:
«Das kleine Glück schätzen». Vier Podcasts der Spitex Kanton Zürich zum Thema “Betreuende Angehörige”. Sara Satir erzählt von den Herausforderungen bei der Betreuung ihres mittlerweile erwachsenen Sohnes, der mit einer Autismus-Spektrum-Störung lebt. Ernst Zankl, 78, betreut seine an Alzheimer erkrankte Frau zu Hause. Marah Rikli, berufstätige Mutter einer Tochter mit Entwicklungsstörung, schildert ihren Alltag. Sarah Ferjani, Studentin und Young Carer, spricht über die grosse Verantwortung, die sie für ihren demenzkranken Vater übernimmt.
palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner