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Medienschau August 2025

Der Kanton Zürich kürzt Firmen, die pflegende Angehörige anstellen, die Einnahmen, das Problem der sozialen Hospitalisierung muss angegangen werden und das Spitex Magazin widmet sich diesen Monat dem Thema Palliative Care. Diese und weitere Themen in unserer Medienschau vom August.

Es kommt in vielen Familien vor, dass Angehörige ihre Partner, Eltern oder schwerkranken Kinder pflegen. Laut Zahlen des Bundes gibt es in der Schweiz rund 600 000 Personen, die das tun. Diese Pflege ist nicht nur anstrengend, für viele bedeutet sie auch, dass sie bei der Arbeit kürzertreten müssen. Seit einem Bundesgerichtsurteil von 2019 können sich die Angehörigen für ihre pflegerische Arbeit anstellen lassen – auch wenn sie über keine Fachausbildung verfügen. In der Regel verdienen sie dabei zwischen 30 und 40 Franken in der Stunde. Dass sie auf diese Weise unterstützt werden, stösst in der Gesellschaft grundsätzlich auf breite Zustimmung.

In den letzten Jahren sind aber diverse private Spitex-Firmen entstanden, die sich auf pflegende Angehörige spezialisieren. Einzelne Spitex-Organisationen verdienen am Einsatz von pflegenden Angehörigen übermässig mit und die Gemeinden sehen sich mit stark steigenden Kosten konfrontiert, da sie sich an der Finanzierung beteiligen müssen. Der Kanton Zürich hat nun reagiert und wird die Branche stärker regulieren. Die Gesundheitsdirektion setzt unter anderem Qualitätsstandards, welche die Firmen einzuhalten haben. Andererseits kürzt sie ihnen auch die Einnahmen. Dieser Schritt wird die Gemeinden entlasten, welche sich mit der sogenannten Restkostenfinanzierung beteiligen müssen.

«Der Kanton Zürich kürzt Firmen, die pflegende Angehörige anstellen, die Einnahmen». NZZ. 14.8.2025


Auch die Spitex-Branche selbst will gegen Trickser in den eigenen Reihen vorgehen. Vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft und des Wunsches vieler Betroffener, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben, ist die Angehörigenpflege zu einem wichtigen Pfeiler der Gesundheitsversorgung geworden. Nur ist seit längerem bekannt, dass das grosszügig ausgelegte System ausgenutzt oder gar missbraucht wird. Die Concordia zum Beispiel stellte bei der Prüfung von Abrechnungen «Missbrauch oder sogar Betrug» fest, wie sie gegenüber der «Schweiz am Wochenende» angibt. Auch die CSS weiss von mehreren Missbrauchsfällen.

Das sind die gängigsten Tricks: Leistungen werden dokumentiert, die nie stattgefunden oder zumindest nicht im verrechneten Rahmen stattgefunden haben. Dazu gehören auch Übercodierungen und Mängel bei der Bedarfserhebung sowie Pflegedokumentationen, in denen die Angaben fehlen, wieso eine Person plötzlich Pflege braucht. Fiktive Dossiers werden erstellt. In einem Fall wurden Pflegeleistungen beantragt, obwohl die versicherte Person noch komplett selbstständig und unabhängig war.

Da es vom Bund keine Vorgaben gibt, reagieren nun die Regierungen auf kantonaler Ebene (siehe Artikel oben). Nach Luzern, Thurgau und Aargau hat jüngst auch Zürich das Finanzierungsregime für die Angehörigenpflege angepasst. Unerwartete Unterstützung erhält die Zürcher SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli nun aus der betroffenen Branche. Der Verband der privaten Spitex-Organisationen «begrüsst» die Bestrebung. In einer jüngst verfassten Analyse kommt der Verband selbst zum Schluss, dass Transparenz und Qualitätskontrolle verbessert werden müssen. Er spricht sich für eine «verbindliche Anwendung des Arbeitsgesetzes» aus, was bisher abgelehnt wurde.

«Abkassieren dank kranker Verwandter». Schweiz am Wochenende. 16.08.2025


«Spitäler sind keine Auffangstationen» titelt Medinside Ende des Monats. Akutspitäler würden unter Druck geraten, weil andere Versorgungsformen fehlen. «Wir sind nächste Woche in den Ferien und es wird niemand da sein, der sich um Grossmutter kümmern kann. Kann sie so lange hier im Spital bleiben, bis wir zurück sind?» Diese Frage stellte kürzlich die Tochter einer Patientin, deren Zustand nach erfolgreicher Behandlung stabil war. «Ich arbeite in einem Universitätsspital – nicht in einer Übergangspflege-Einrichtung, nicht in einem Pflegeheim», schreibt der Gastautor Ignatius Ounde. Trotzdem begegnen ihm solche Bitten beinahe täglich. «Es sind keine medizinischen Fragen mehr, sondern soziale Hilferufe.»

Das Schweizer Pflegesystem gerate an seine Grenzen – und das Spital werde zum Auffangnetz schreibt Pflegefachmann Ignatius Ounde. Pflege dürfe nicht länger aus der Perspektive der Lücke gedacht werden. Sie gehöre ins Zentrum unseres Gesundheitssystems. «Doch dazu braucht es eine nationale Planung, eine koordinierte Finanzierung und den politischen Mut, Pflege als das zu behandeln, was sie ist, nämlich ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft.»

«Spitäler sind keine Auffangstationen». Medinside. 30.8.2025


In seiner August-Ausgabe macht das «Spitex-Magazin» Palliative Care zum Hauptthema. «Wir müssen nicht nur die Fachkompetenz der Spitex-Mitarbeitenden im Umgang mit dem Sterben fördern, sondern auch im Umgang mit dem Tod», sagt im Interview Pflegeexpertin Regula Buder. Wenn sie über den Tod spreche, dann achte sie stets darauf, dass sie keine Begrifflichkeiten wie «er ist gegangen» oder «sie ist eingeschlafen» verwende. Denn solche verniedlichenden Formulierungen würden die Tendenz verstärken, dass unsere Gesellschaft den Tod oft verdränge, statt ihm als Tatsache entgegenzutreten. «Beim Umgang mit toten Menschen kommen wir Pflegenden in direkten Kontakt mit unserer Endlichkeit und können den Tod damit nicht mehr verdrängen. Das kann die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden belasten. Eines meiner grossen Anliegen ist darum, dass wir bei der Spitex nicht nur die Fachkompetenz aller Mitarbeitenden im Umgang mit dem Sterben fördern, sondern auch im Umgang mit dem Tod.»

In einem Gespräch mit vier Mitarbeitenden der ambulanten Pflege aus vier Kantonen kommt Martine Tacoz, FaGe Gesundheitsnetz Saane, zu Wort. «Wenn jemand zu Hause sterben will, tun wir alles, um dies zu ermöglichen», sagt sie. Die 41-Jährige aus Marly stellt sich den Gefühlen, die der Tod bei ihr auslöst. Und so komme es vor, dass sie Tränen vergiesse – manchmal vor den Angehörigen, manchmal allein in ihrem Auto. «Das ist kein Mangel an Professionalität, sondern menschlich. Wir arbeiten ohne Rüstung», sagt sie.

Ein weiterer Artikel handelt von zwei Mitarbeiterinnen der Spitex Oberaargau AG. Sie sorgen dafür, dass vom Grabschmuck bis zu den nötigen Formularen alles rund um Beerdigungen organisiert ist. Das Duo berichtet von aussergewöhnlichen Aufträgen, von Trends rund um Bestattungen und von der unklaren Zukunft des Angebots.

«Der letzte Abschied». Spitex Magazin. Nr. 4| August 2025


Zwei Freiwillige berichten im «Blick» von ihren Einsätzen in der Palliative Care: Bruno Graber (70) sitzt am Spitalbett und versucht mit dem Atem des sterbenden Menschen mitzugehen. Manchmal hebt und senkt sich dessen Brustkorb so schnell, dass Graber fast nicht folgen kann, manchmal so langsam, dass es ihm ebenso schwerfällt, seinen Rhythmus anzugleichen. Bisweilen begleitet Bruno Graber Menschen über einen längeren Zeitraum, manchmal nur kurz. Häufig sind es halbe oder ganze Nächte, in denen er da ist. Kurz vor dem Sterben ist er jeden Tag ein paar Stunden beim Betroffenen. Manchmal sind bei solchen Begleitungen tiefgründige Gespräche möglich, manchmal bleibt nur noch das einfühlsame Mitatmen.

Auch Hildegard Matt (66) besucht Schwerkranke, liest ihnen vor, hört zu, ist an ihrer Seite, wenn die letzten Stunden nahen. Sie sagt: «In dieser Situation muss man nicht mehr agieren. Sondern aushalten, dass einfach nichts mehr ist.» Aushalten, dasitzen, präsent sein, aber auch zuhören, trösten, mitfühlen: Das ist die Aufgabe von Freiwilligen im Bereich Palliative Care und Begleitung.

«Bis zum letzten Atemzug». Blick. 31.8.2025


«Meine Tochter wird sich nicht an mich erinnern können», sagt Raissa Jackson-Giger. Die junge Mutter, deren Töchter 2 und 7 Jahre alt sind, hat Magenkrebs. Zwei Tumore, einer acht, der andere sechzehn Zentimeter gross. Im Gespräch mit der «Luzerner Zeitung» berichtet sie über ihren Leidensweg. «Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren», sagt ihr der Arzt an jenem Morgen der Diagnose. «Ohne Therapie haben Sie noch ungefähr drei Monate zu leben.» Die andere Option ist eine palliative Chemotherapie, um Zeit zu gewinnen. Heilung gibt es keine.

Ohne Kinder, überlegt Raissa, hätte sie vielleicht ihr Konto geplündert, wäre nach Bali geflogen und hätte am Strand auf das Ende gewartet. Ein paar schöne, letzte Wochen. Doch das ist für die Mutter keine Option. Stattdessen macht sie Chemo, um ein paar wenige Monate zu gewinnen. Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen kann. «Ich bin erst 37. Ohne Kinder hätte ich gesagt: Pech gehabt. Aber so? Es fühlt sich an, als würde ich das Leben meiner Töchter versauen.» Die beiden merken, dass etwas nicht stimmt. Raissa und ihr Mann sprechen offen mit Malika über die Krankheit. Doch wie sagst du einem Kind, dass seine Mutter sterben wird? «Meine Kinder sind gesund, stark, intelligent und wunderschön. Alles, was ich mir wünsche. Und ich werde sie nicht aufwachsen sehen», sagt Raissa. «Ein Traum, der zerbricht.»

«Diagnose Krebs: «Meine Tochter wird sich nicht an mich erinnern können». Luzerner Zeitung. 9.8.2025


Als Ophelia stirbt, bleibt für Nathalie und Lukas die Welt stehen. Inmitten von Schmerz und Trauer finden sie Halt in Fotos, Musik und einem zweiten Kind. Sie lernen, das Leben wieder zuzulassen – ohne zu vergessen. Dies zeigt eine berührende Dokumentation in «Reporter Spezial» von Fernsehen SRF.

«Wir sagen immer: Ophelia ist überall im Haus präsent. Wir sind keine gläubigen Menschen», betont der Key-Account-Manager Lukas. «Aber wir glauben, dass ihre Seele hier daheim ist.» Ophelias Anwesenheit zeigt sich immer wieder. Zum Beispiel in einem zerknitterten Schokopapier, welches die Mutter in ihrer Jackentasche findet. Es stammt aus einer Zeit, in der Ophelia durch die Chemotherapie kaum noch Appetit hatte. Lediglich Süsses schmeckte ihr noch. Im Alter von zehn Monaten wurde bei Ophelia ein hoch aggressiver Hirntumor diagnostiziert. Ein Jahr lang kämpfte die Familie gegen die Krankheit, begleitet von Hoffnung und Rückschlägen. Im März 2023 starb Ophelia.

«Schmerz verändert sich mit der Zeit, wird aber nicht weniger.» Lukas Bissegger wirkt reflektiert und zugleich innerlich bewegt. Die Trauer um ihre Tochter Ophelia war eine Zerreissprobe für die Beziehung. Die Eheleute trauerten auf unterschiedliche Weise. In den vier Tagen, in denen Ophelias Körper noch im Haus war, zog sich Nathalie zurück. Sie wollte keine Menschen sehen, kaum sprechen. Sie brauchte Stille, Rückzug, Zeit für sich. Ihr Mann hingegen stürzte sich in alles, was Ablenkung bot: Er organisierte die Abschiedsfeier, hielt sich beschäftigt, kümmerte sich um alles, was zu tun war. Und er schrieb: Texte, Melodien, Gedanken. Lieder für Ophelia, die er aufnahm. Das Fundament ihrer Beziehung hat gehalten. «Wir haben nicht den Anspruch, die Trauer des Anderen zu verstehen», erklärt Lukas Bissegger. «Aber wir respektieren sie.»

Kurze Zeit nach Ophelias Diagnose spürte Nathalie Hofer den Wunsch nach einem weiteren Kind. Eine Empfindung, die sie selbst als irritierend beschreibt. «Aber der Wunsch war sehr klar. Und ohne Angst.» Angst hingegen hatte sie davor, «dass die Leute denken, jetzt will sie Ophelia ersetzen». Heute erfüllt Melody das Haus mit Leben. «Es ist ein neues Kapitel», sagt Nathalie Hofer. «Aber das alte bleibt aufgeschlagen. Beide gehören zu unserer Geschichte.»

«Donat auf Achse» SRF1, Reporter Spezial. 10.8.2025